Biografie

Reinhard Goebel ist eine lebende Legende der Alten Musik und ein mitreißender Dirigent moderner Orchester. Er entdeckte bereits früh seine Liebe zur Barockgeige – und hat nie aufgehört, Fragen von Bogenstrich und Artikulation akribisch zu lösen, ob mit altem oder „modernem“ Instrumentarium. Seit er vor einem halben Jahrhundert sein Ensemble Musica Antiqua Köln gründete, hat er Aufführungspraxis immer wieder neu definiert und seinen Ansatz auch auf moderne Orchester übertragen.

Musica Antiqua Köln war über 30 Jahre lang Deutschlands virtuosestes und einflussreichstes Barockensemble, setzte Höchststandards der historischen Aufführungspraxis und beeindruckte mit einer legendären Zahl von Einspielungen. Goebel gelang es, im Konzertsaal ebenso brillant zu klingen wie auf Tonträger – eine absolute Ausnahme im Bereich der Alten Musik.

Schon kammermusikalisch rüttelte der Barockgeiger Goebel die Welt der Achtziger Jahre gehörig wach: durch seinen leuchtenden Ton und den vielfältigen Bogenstrich im „Musicalischen Opfer“ und den Geigen-Cembalo-Sonaten von Bach, bei Telemann oder Corrette. Die Nebengleise der Musikgeschichte zu erkunden, war Goebel ein intellektuelles Vergnügen. Diese Lust wurde für das Publikum umso ansteckender, je mehr Musica Antiqua zum Barockorchester wurde, und so lösten nach und nach große Sängerinnen wie Anne Sofie von Otter oder Christine Schäfer die Barockstimmen früherer Aufnahmen ab.

Bald zeichnete sich ein Wandel zum „traditionelleren“ Klang ab, und seit der Jahrtausendwende steuerte Reinhard Goebel auf ein neues Medium zu: das moderne Orchester. Auf der Suche nach dem wahren Klang übertrug er nun mit gleicher Kompromisslosigkeit die Tugenden der Alten Musik auf moderne Streicher. Am Pult diverser Radiosinfonieorchester in Deutschland erweckte er Mannheimer Musik von Cannabich und Johann Christian Bach zu neuem Leben, mischte die Wiener Klassik auf und wies auf die vergessenen Komponisten im Schatten Mozarts hin. Noch zu den bekanntesten Mozartwerken hatte er Neues zu sagen, und immer mehr Orchester folgten ihm dabei: Bayerische Kammerphilharmonie und Mozarteum Orchester, Karajan Akademie der Berliner Philharmoniker oder hr Symphonieorchester, auch in Frankreich, den Niederlanden, der Schweiz und in Italien sorgte er für Furore. Dieser Weg gipfelte zum Beethovenjahr 2020 in seinem großen Zyklus mit Beethovens Zeitgenossen. Nach wie vor gehört aber auch Barockmusik zu seinem Fokus, etwa in seiner Arbeit etwa mit den Berliner Barocksolisten oder dem Neuen Bachischen Collegium Musicum in Leipzig

Reinhard Goebel übernahm 2010 den Lehrstuhl für historische Aufführungspraxis am Salzburger Mozarteum–nicht nur für Spezialisten auf Barockgeigen. Zum Professor Reinhard Goebel wie zum Dirigenten gehören Leidenschaft, unerbittliche Genauigkeit und kritischer Geist. Er ist ein Intellektueller mit Feuer und Schwert in Gestalt von Geigenbogen und Partitur.

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